Information zu Chemotherapie und Haarverlust
Krebstherapien wirken sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf Ihre Haut und Ihre Haare aus. Wenige Wochen nach Beginn der Chemotherapie setzt sich ein mehr oder weniger starker Haarausfall ein. Das Ausmass des Haarverlustes ist individuell und kann vom teilweisen bis zum totalen Haarausfall sein. Je nach Art und Stärke der Chemotherapie. Betroffen können Wimpern, Augenbrauen und die Körperbehaarung sein.
Die Chemotherapie richtet sich gegen die Zellen, die sich rasch teilen. Krebszellen und Haarwurzelzellen wachsen und teilen sich ungefähr gleich schnell. Da aber die Chemotherapie Krebszellen und Haarwurzelzellen nicht unterscheiden kann fallen die Haare aus.
Der genaue Zeitpunkt an dem Ihren Ihre Haare ausfallen kann nicht genau bestimmt werden. Da jeder Patient auf die Chemotherapie unterschiedlich reagiert. Mit dem Haarverlust müssen Sie etwa nach drei bis sechs Wochen nach dem Beginn Ihrer Chemo rechnen. Bei dieser Form von Chemotherapie ist es typisch, dass eine struppige, flusenartige Restbehaarung bleibt.
Schneiden Sie Ihre Haare zu Beginn der Therapie schon kurz. Wenn der Haarausfall einsetzt bürsten Sie Ihre Haare richtig durch damit es nicht zu einer Verfilzung kommen kann. Ein rasieren kann zu einer Irritation der Kopfhaut führen. Es ist jedoch bestimmt angenehmer als dauernd mit losen Haaren konfrontiert zu sein.
In der Regel beginnt der Wachstum der Haare nach Beendigung Ihrer Therapie. Nach etwa drei Monaten nach der letzten Chemotherapie sind Ihre Haare wieder so lang, dass Sie auf Ihre Kopfbedeckung verzichten können. Das Haar wächst etwa 1 cm pro Monat. Ihre Haare können sich in Haarstruktur und Farbe verändern.
Für einen optimalen Haarwuchs ist eine gute Blutzirkulation wichtig. Achten Sie deshalb darauf, dass die Kopfhaut während der ganzen Zeit warm gehalten wird.
Insbesondere für Frauen bedeutet der Haarausfall ein schwerwiegendes Problem. Die Tatsache, dass man an einer schweren Krankheit leidet, wird für die Außenwelt sichtbar. Wichtig für den Heilungsprozess ist daher vor allem eine positive Lebenseinstellung während der Therapie.
Versuche den Haarverlust zu verringern
Entwickelt wurden unter anderem Kühlhauben, die durch Unterkühlung die Durchblutung der Kopfhaut während der Chemotherapie verringern. Einige Shampoos und Kurspülungen sollen den Haarausfall verzögern. Auch das Anlegen einer straffen Binde, um die Durchblutung der Kopfhaut zu vermindern und somit eine geringere Schädigung der Haarwurzel zu erreichen, stellte sich letztlich als unzureichend heraus. Die Nebenwirkungen waren deutlich höher.
Der erbliche Haarausfall
Erblich bedingt heißt, die Gene bestimmen, ob und wann die Haare ausfallen. Es ist uns also sozusagen in die Wiege gelegt. Die Mediziner sprechen hier von einer androgenetischen Alopezie. Androgenetisch, weil dieser Haarausfall mit den Androgenen, den männlichen Geschlechtshormonen, zusammenhängt. Der androgenetische oder erbliche Haarausfall ist das häufigste Erscheinungsbild.
Beim Mann tritt er zunächst im Stirn- oder Tonsurbereich auf. Nach dem 40. Lebensjahr schreitet der Haarverlust nur noch langsam fort. Typisch ist, dass die Haare an den Schläfen und dem unteren Hinterkopf immer erhalten bleiben. Es kommt bei dieser Form des Haarausfalls also nie zur völligen Kahlheit.
Häufiger, als allgemein angenommen, kann es auch bei Frauen zu einer androgenetischen Alopezie kommen. Mehr als die Hälfte aller Frauen mit Haarausfall ist davon betroffen. Es kommt zu einer mehr oder weniger starken Ausdünnung der Kopfhaare im oberen Bereich.
Erbanlage und Einwirken der Androgene führen also bei beiden Geschlechtern zu dieser Form des Haarausfalls.
Kreisrunder Haarausfall
Beim kreisrunden Haarausfall – medizinisch Alopecia areata – fallen die Haare in umgrenzten Flecken aus. In den meisten Fällen entwickeln sich nur wenige kahle Stellen, die innerhalb eines Jahres spontan, oft auch ohne Behandlung wieder zuwachsen. Es gibt auch Varianten des kreisrunden Haarausfalls, bei denen es zum Verlust aller Kopfhaare oder der gesamten Körperbehaarung kommt. Ebenso kann der kreisrunde Haarausfall in einer diffusen Form auftreten.
Der kreisrunde Haarausfall kann bei Frauen und Männern jeden Alters vorkommen, tritt aber bei jungen Menschen sehr viel häufiger erstmals in Erscheinung. Die Krankheit wurde schon im Altertum genau beschrieben, kann also kaum zu den modernen Umwelterkrankungen gezählt werden. Auch für eine hormonelle Störung gibt es keinen Anhaltspunkt.
Vermutlich handelt es sich um eine Störung des Immunsystems. Die Haarzwiebeln sind von Entzündungszellen umgeben, die das Haarwachstum behindern bzw. ganz unterbinden. Etwa ein Drittel der Patienten mit kreisrundem Haarausfall klagt über weitere Autoimmunerkrankungen. Eine genetische Veranlagung ist möglich, jedoch nicht bewiesen. Teure Laboruntersuchungen bringen meist keine neuen Erkenntnisse. Nicht selten geht der kreisrunde Haarausfall auch mit mehr oder weniger starken Veränderungen der Nägel einher.
Der diffuse Haarausfall
Diffus bedeutet, dass über den ganzen Kopf verteilt, die Haare ausfallen. Die Haardichte nimmt ab, so dass die Kopfhaut durchscheint. Wie die androgenetische Alopezie führt auch diese Form von Haarausfall nie zu völliger Kahlheit. Resthaare bleiben stets erhalten. In jedem Alter kann dieser Haarausfall auftreten. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Die Ursachen können sehr unterschiedlich sein:
– Stresssituationen
– physikalische Ursachen durch Einwirkung von außen
– Infektionen (z.B. Grippe, Tuberkulose)
– Vergiftungen oder Umwelteinflüsse
– Amalgam
– Erkrankungen (z.B. Diabetes)
– Mangelernährung
– Hormonstörungen beispielsweise durch eine Schwangerschaft
– Einnahme von Medikamenten
Vernarbender Haarausfall
Bei dem vernarbenden Haarausfall handelt es sich eigentlich um eine Erkrankung der Kopfhaut.
Haut und haarbildende Organe in den unteren Hautschichten werden zerstört. Die Haare fallen aus und es werden keine neuen mehr gebildet. Wichtig ist, dass bei Verdacht einer Entzündung der Kopfhaut sofort medizinische Hilfe gesucht wird, damit der Arzt frühzeitig versuchen kann, durch die Behandlung der Entzündung ein Fortschreiten der Narbenbildung und damit des Haarausfalls zu stoppen.
Verbrennungen, Verätzungen oder Schädigungen durch Strahleneinwirkung kommen ebenfalls in Betracht. Auch eine Gürtelrose kann sich in den Kopfbereich verschieben. Durch Bakterien oder Pilze hervorgerufene Infektionen der Kopfhaut und einige seltene Autoimmunerkrankungen, aber auch möglicherweise Arzneimittelnebenwirkungen bergen die gleiche Gefahr.
Die einzige Möglichkeit, eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, ist das Ausschalten der Grundkrankheit. Wird dies nicht rechtzeitig erkannt, kann es zur Narbenbildung kommen.
Haareausreissen ist kein Haarausfall
Das Ausreißen der eigenen Haare wird medizinisch als Trichotillomanie bezeichnet und zählt zu den Zwangsspektrumsstörungen.
Nicht alle Trichotillomanie-Betroffenen sind auf Anhieb als solche zu erkennen. Das Spektrum reicht von kaum sichtbaren ausgedünnten Stellen bis hin zu völliger Kahlheit. In manchen Fällen kann der Laie diese Erscheinungsform auch mit dem kreisrunden Haarausfall verwechseln.
Prinzipiell wachsen die Haare zwar nach. Bei einem besonders intensiven Reißen ist es jedoch möglich, dass es nur zu einem spärlichen Wiederwuchs oder zu einer Narbenbildung kommt. Bei chronischer, starker Trichotillomanie muss mit einer langfristigen Kahlheit gerechnet werden.
Die Betroffenen sind ständig bemüht, die kahlen Stellen durch Frisieren, Kopfbedeckungen oder Haarersatz in der Öffentlichkeit zu verstecken. Ein sehr zeitaufwändiges Unterfangen, das viel Kraft kostet und teilweise in eine wachsende soziale Isolation führen kann.
Aus Scham suchen Betroffene aber eher einen Dermatologen als einen Psychiater auf. Bei der Behandlung der Trichotillomanie steht jedoch die psychotherapeutische Behandlung (Verhaltenstherapie) an erster Stelle!